Heimatpreis Bayern

Die Preisträger - 2023

Forum für jüdische Geschichte und Kultur e.V.

Die Arbeit des 1999 in Nürnberg gegründeten Forums macht die Bedeutung jüdischer Geschichte und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart für unsere Heimat sichtbar. Ziel ist es, sich für mehr Sichtbarkeit jüdischer Geschichte und Kultur in der Region einzusetzen sowie Begegnungsmöglichkeiten für Juden und Nicht-Juden, jenseits von konfessionellen und gesellschaftlichen Gruppierungen, zu schaffen. Zusammen wird ein Beitrag für eine gemeinsame Zukunft in der Stadt geleistet. Das ganze Jahr über werden unterschiedliche Veranstaltungen, beispielswiese Vorträge, Exkursionen, Konzerte und Filmvorführungen durch das Forum angeboten sowie Kooperationen mit zahlreichen Museen gepflegt.

Hutangerprojekt des Naturschutzzentrums Wengleinpark e. V.

Das Leitziel des 1985 gegründeten Hutangerprojekts ist der Erhalt und die Entwicklung der landschaftsprägenden Elemente und der Vielfalt der Lebensräume durch Beweidung. Der Hutanger – eine historisch gewachsene Weidefläche – ist charakteristisch für das Nürnberger Land. Heute ist er an mächtigen Eichenbeständen, alten Obstbaumstrukturen oder an vielfältig blühendem Magerrasen zu erkennen. Er umfasst eine Gesamtfläche von circa 500 Hektar und über 120 Einzelflächen. Projektträger ist das Naturschutzzentrum in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverein und ortsansässigen Landwirtinnen und Landwirten. Inhalte des Projekts sind vor allem Bildungsangebote, Exkursionen, Fachtagungen und Symposien, Naturschutzforschungen und praktische Landschaftspflege. Diese Form der Weidewirtschaft ist nicht nur ein historisches Zeugnis, sondern vermittelt zudem Heimatgefühl und Nähe zur Natur.

Capella Antiqua Bambergensis

Seit 42 Jahren hat sich die Capella Antiqua Bambergensis der Wiederbelebung der Musik längst vergangener Epochen, dem Mittelalter und der Renaissance, verpflichtet. Im Vordergrund steht dabei die Authentizität: Instrumente, die es eigentlich nicht mehr zu kaufen gibt, werden in der eigenen Werkstatt hergestellt und Konzerte in der Atmosphäre historischer Gemäuer abgehalten. Das Publikum wird während der Konzerte, beispielsweise durch Erläuterungen zu den über 50 gespielten mittelalterlichen Instrumenten, mit einbezogen und informiert. Die musikalischen Reisen in die Geschichte werden durch renommierte Autorinnen und Autoren, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Sprecherinnen und Sprecher unterstützt.

Fränkischer Theatersommer e.V.

Das Vereinsziel wird seit Gründung 1994 nunmehr im 30. Jahr erfolgreich verfolgt: Professionelles Theater und Kleinkunst wird in den ländlichen Raum getragen. Es handelt sich um ein Freilicht-Wandertheater mit rund 70 ausgewählten Spielorten in Oberfranken und weit darüber hinaus. Von idyllischen Schlössern, über trutzige Burgen bis zu urigen Gasthöfen sowie Marktplätzen und Schulen – hier ist alles dabei. Seit einiger Zeit wird zusätzlich ein festes Quartier im denkmalgeschützten Gutshof Kutzenberg bei Ebensfeld durch den Verein sukzessive saniert. Der Verein bietet neben seinen Vorführungen eine Vielzahl an Workshops und weiteren Angeboten für Jugendliche und Erwachsene.

Dorfgemeinschaft Wermerichshausen

Der Sandstein aus Wermerichshausen war ein begehrtes Baumaterial für Kirchen, Amtsgebäude und die Residenz in Würzburg. Eine weitere Besonderheit des Ortes ist der fast vollkommen erhaltene historische Ortsgrundriss. Die Dorfgemeinschaft hat sich der Pflege und des Erhalts dieses wertvollen, aber auch anspruchsvollen Erbes verschrieben. Seit Jahrzehnten werden Denkmäler aus Sandstein mit Sandstein aus den dortigen Steinbrüchen saniert. Diese kontinuierliche Arbeit und der verantwortungsvolle Umgang mit den Denkmälern ihrer Heimat tragen zur Dorfverschönerung und Sichtbarmachung bei. In 2022 wurde die Dorfgemeinschaft Wermerichshausen mit Silber im Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ und mit dem Sonderpreis für die Gestaltung des prachtvollen Ensembles rund um Kirche und Pfarrhaus ausgezeichnet. Die Einnahmen aus den Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft werden in den Erhalt der Gebäude und Anlagen des Ortes reinvestiert. Durch das gemeinsame Engagement entsteht ein ausgeprägtes „Wir-Gefühl“ und ein generationenübergreifendes Miteinander im Ort.

Internationales Kinderfest Würzburg

Das Internationale Kinderfest Würzburg ist überregional bekannt. Jedes Jahr wird die Würzburger Innenstadt am 1. Sonntag im Mai zur größten Spielwiese Bayerns. Beim 45. Jubiläum am 7. Mai 2023 drehte sich alles um Kinder und Familien. Rund 35.000 Besucherinnen und Besucher entdeckten über 50 Programmstationen. Veranstaltet wird das familien- und generationenfreundliche sowie multikulturelle Kinderfest in Kooperation zwischen der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW), dem BR und der Stadt Würzburg. Als Ausdruck von Solidarität mit allen Kindern und Familien dieser Welt ermöglichen über 80 Vereine, Gruppierungen, Verbände und Initiativen mit zahlreichen Ehrenamtlichen diese Benefizveranstaltung. Der Erlös geht an die DAHW. Vielfältige Mitmachangebote, Bühnenprogramm und kulinarische Köstlichkeiten tragen dazu bei, dass die Stadt erlebbar, „erspielbar“ und so zur Heimat wird.

Diözesanfußwallfahrt Regensburg e. V.

Die Diözesanfußwallfahrt Regensburg ist die größte Fußwallfahrt Deutschlands und besteht seit 1830. Sie startet traditionell am Donnerstag vor Pfingsten. Seit den 1970er Jahren gibt es ein kontinuierliches Wachstum des Pilgerstroms: mittlerweile sind bis zu 8.000 Pilgerinnen und Pilger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs, im Jahr 2004 waren es sogar rund 10.000 Menschen. Die umfangreiche Organisation des Vereins von beispielweise Begleitfahrzeugen, Pilgerabzeichen, Wachssiegel und Pilgerbuch erfolgt ausschließlich ehrenamtlich, sämtliche Kosten werden durch Spenden finanziert. Die Pilgerinnen und Pilger sind auf den 111 Kilometern von Regensburg nach Altötting in drei Tagen auf der Suche nach Stille, Anstrengung, Gespräch, Meditation und Aufbruch. Unabhängig von der persönlichen Motivation, sei sie religiöser Natur oder sportliche Herausforderung, ist es das Gemeinschaftserlebnis, das den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach eigenen Aussagen Kraft für den Alltag schenkt.

Plößberger Krippenschau

Die Krippenschnitzkunst ist eine 200 Jahre alte Tradition in Plößberg mit besonderer Ausprägung und Bekanntheit. Das Handwerk wurde ursprünglich von Plößberger Glasofenbauern von ihren Reisen mitgebracht und von sogenannten Stücklmachern gepflegt und stetig weitergegeben. Seit 1970 wird nun alle 5 Jahre eine sogenannte Krippenschau veranstaltet. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung von Hauskrippen der ortsansässigen Familien, welche oft von mehreren Generationen in den Wintermonaten geschnitzt wurden. Ziel des Veranstalters Oberpfälzer Waldverein Plößberg ist es, die Tradition der Krippenschnitzkunst unter anderem durch den jährlichen Krippenweg lebendig zu erhalten. Die 11. Krippenschau im Winter 2022 / 2023 gilt als inoffizieller Weltrekord der größten Krippe der Welt: 70 Meter langer Krippenberg, 8.000 handgemachte Figuren, 4.500 Stunden ehrenamtliche Arbeit – das ist ein herausragendes Beispiel eines gelebten Brauches.

Straubinger Kalender

Als ältester Heimatkalender Deutschlands erschien der Straubinger Kalender im Jahr 2020 zum 425. Mal – das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem Jahr 1765. Wenngleich er früher als Kalendarium, für astronomische Daten, Bauernregeln und Wettervorhersagen gedacht war, enthält er seit dem 19. Jahrhundert vermehrt Geschichten, Gedichte, Anekdoten, Rätsel, Bilder und Gesundheitsratschläge. Die Inhalte werden von einheimischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, Volkskundigen, Historikerinnen und Historikern sowie durch Bürgerinnen und Bürger der Stadt Straubing gestellt. Der Straubinger Kalender wird zum Teil sogar weltweit verschickt und ist dort für viele eine Brücke in die alte Heimat.

VMV, Volksmusikverein, Verein für bairische Kultur im Landkreis Landshut e. V.

Der VMV Volksmusikverein besteht bereits seit 25 Jahren. Ziele seiner Gründung waren der Abbau von Vorurteilen gegenüber der Volksmusik sowie die Bündelung von Kräften, um Hilfe und Zuarbeit für die Volksmusikpflege zu sichern. Dies erreicht der Verein durch das Abhalten von Seminaren für Interessierte und Gleichgesinnte, einer Fachbetreuung für Familien und Kinder, den Erhalt von Noten, Tänzen, Bild- und Tondokumenten, der Veröffentlichung mehrerer CDs sowie der vierteljährlichen Herausgabe der Zeitschrift „Postillion“. Dabei steht die Vermittlung von Wissen um Volksmusik und Brauchtum im Fokus.

Ruethenfest, Landsberg am Lech

Das Landsberger Ruethenfest ist ein weit über Landsberg hinaus bekanntes Kinderfest mit langer Tradition und Geschichte. Obwohl dessen Ursprünge im Dunkeln liegen, wird es bereits seit 1647 gefeiert. Bei den Festlichkeiten mit Tanz, Umzügen, Lagerleben, musikalischen Darbietungen und Gastronomieangeboten in der gesamten Innenstadt wird die Landsberger Vergangenheit alle vier Jahre wiederbelebt. Höhepunkt der ehrenamtlich organisierten Veranstaltung ist der historische Festumzug mit Pferdegespann und stilvoll geschmückten Wägen. Das Ruethenfest ermöglicht über 1.000 Kindern ein Miteinander ohne jedwede gesellschaftliche Grenze, schafft Verbundenheit und macht die Landsberger Geschichte kindgerecht erleb- und nachspielbar.

Schulprojekt „Chiemgauer Mund-ART Weg“

Bei diesem Projekt engagieren sich Schülerinnen und Schüler für den Erhalt ihres Chiemgauer Dialekts. Nach vielfältigem Einsatz durch Singen, Dichten und Schreiben kleiner Geschichten, der Aufnahme von Hördateien und eines Jingles sowie Online- und Bücherrecherchen zur bairischen Sprache, wurde nach rund 18 Monaten der Chiemgauer Mund-ART Weg im Oktober 2022 eröffnet. Auf sieben Themenwegen verraten über 60 Schilder abwechslungsreiche Begriffe und Redewendungen der heimischen Mundart. QR-Codes liefern die richtige Aussprache und weitere interessante Fakten. Dieses Schulprojekt ist ein weitreichender Beitrag für die bayerische Heimat. Es erhält die Mundart und den Dialekt als Kulturgut, erweitert das touristische Angebot der Gemeinden, stärkt die Heimatverbundenheit und vereint Tradition und Moderne.

Förderverein Gempfinger Pfarrhof e. V.

Den Pfarrhof prägt eine wechselvolle Geschichte mit fast 20 Pfarrherren. Als sein Vorgängerbau vermutlich zerstört wurde, erfolgte 1709 ein Neubau in barockem Stil, welcher mehrfach als Militärunterkunft diente. Ab 2002 war der Pfarrhof vollständig unbewohnt, nachdem er im 20. Jahrhundert sehr heruntergekommen war. Daraus entstand der Entschluss zur Sanierung mit dem Ziel der gemeinschaftlichen Nutzung. Der Förderverein hat damit ein vorbildliches Zentrum des gesellschaftlichen Lebens geschaffen und bringt Menschen bei Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Lesungen zusammen. Nur durch dieses tatkräftige Engagement waren der Erhalt und die Wiederbelebung des Gempfinger Pfarrhofes als geistig-kulturelles Zentrum des Dorfes möglich.

Historischer Verein Memmingen e. V.

Der Historische Verein Memmingen wurde bereits 1882 mit dem Ziel der Heimatpflege gegründet. Seitdem unterstützt er die städtische Heimatpflege in verschiedenen Bereichen. Der Verein bewahrt geschichtliche Zeugnisse aller Art und ist Herausgeber diverser Publikationen zur Vermittlung historischer Fakten. Weiter veranstaltet er Vorträge, Führungen und Ausstellungen und engagiert sich in der Denkmalpflege, indem er sich kritisch mit modernen städtebaulichen Veränderungen und der Stadtentwicklung auseinandersetzt. Als Plattform und Gesprächsforum zur Weckung und Aufrechterhaltung des Bevölkerungsinteresses für die geschichtliche Vergangenheit, stellt sich der Verein ganz in den Dienst unserer Geschichte und Kultur.